Namibia on the road again
Wenn du dich entschieden hast, vom dicht besiedelten Europa nach Namibia auszuwandern, dann musst du vieles anders organisieren und durchdenken. Namibia ist doppelt so groß wie Deutschland und hat nur ca. 2,5 Millionen Einwohner und ist damit nach der Mongolei das am dünnsten besiedeltste Land der Erde. Bis auf den äußersten Norden/Nordosten ist Namibia außerdem ein trockenes Land. Auch das hat einen Einfluss auf die Planung von Autoreisen innerhalb Namibias, über die sich Europäer noch nie Gedanken machen mussten. Aber Namibia ist auch das sicherste und ruhigste Land Afrikas. Die Kriminalität ist in einigen Teilen der Hauptstadt Windhoek ( auf deutsch auch Windhuk) etwas höher, aber wie wir wissen, ist neuerdings kaum noch eine größere Stadt in Deutschland dank der schweren politischen Fehler des Merkel-Regimes sicher. Also verbessern sich Auswanderer auch in dieser Hinsicht. Und Namibia wird auch deshalb als Auswanderungsziel immer beliebter.
Straßenverhältnisse in Namibia
Namibia hat ein weit verzweigtes und exzellent ausgebautes Straßennetz. Die Nationalstraßen (B-Straßen) sind alle Asphaltstraßen, mindestens zweispurig und in sehr gutem Zustand. Sie verbinden alle großen Zentren des Landes. Insgesamt gibt es 7 davon, die Strecken sollte man als Bewohner des Landes kennen. Sie sind gut ausgeschildert. Auf ihnen zu fahren, ist normalerweise ein Kinderspiel:
- B1 von Noordoewer (Grenze zu Südafrika) bis Oshikango (Grenze zu Angola), 1694 km
- B2 von Walvis Bay bis Okahandja, 285 km
- B3 von Nakop (Grenze zu Südafrika) bis Grünau, 324 km
- B4 von Lüderitz bis Keetmanshoop, 351 km
- B6 von Windhoek bis Buitepos (Grenze zu Botswana), 335 km
- B8 von Otavi nach Katima Mulilo (Grenze zu Sambia), 837 km
Die Hauptstraßen (C oder MR-Straßen) sind nur selten geteert und haben meist eine Kiesdecke, ebenso wie die Distriktstraßen (D oder DR-Straßen). Das Autofahren in Namibia auf diesen Schotterpisten erfordert ein völlig anderes Fahrverhalten. Im Bereich des Nationalparks Skeleton Coast gibt es auch salz-überdeckte Straßen, die besonders in der Regenzeit (November bis Januar) sehr schmierig und tückisch werden können. Die amtlich zulässigen Höchstgeschwindigkeiten sind 120 km/h auf den B-Straßen und auf den anderen Straßentypen 80 km/h außerhalb von Ortschaften. Jedoch ist es zu empfehlen, die unendliche Weite und die leeren Straßen Namibias nicht zu unterschätzen. Auf B und C fahre bitte nie mehr als 60 km/h, auf Zufahrten zu Farmen und den erdgebundenen Straßen im Norden noch langsamer, und das ist nicht nur wegen der unvermeidlichen Staubfahne. Die Unterschätzung dieser Gefahren wird dadurch belegt, dass das Land die höchste Pro-Kopf-Rate bei tödlichen Unfällen hat. Seid also gewarnt und plant lieber eine längere Anfahrt.
Reisezeiten zwischen den Zentren
Die Reiseplanung für jede Fahrt über Land ist für uns ungewohnt, hat aber noch weitere gewichtige Gründe: In ganz Namibia noch mehr als in anderen Teilen von Südafrika gibt es einen Reichtum an großen Wildtieren, die besonders in der Nacht und in den Dämmerungszeiten sehr aktiv sind. So kann es vorkommen, dass man scharf bremsen muss, um nicht mit einer Kudu-Kuh zu kollidieren (ist mir selbst schon passiert in der Nähe von Windhoek). Auch Antilopen, Springböcke, Warzenschweine können gefährlich werden. Entsprechende Warnschilder an den Straßen sind unbedingt ernst zu nehmen.
Hier mal einige einzuplanende Tourzeiten:
- Etosha – Damaraland: 4 h
- Windhoek – Swakopmund: 4.5 h
- Windhoek – Sossusvlei: 5 h
- Swakopmund – Sossusvlei: 5 h
- Swakopmund – Damaraland: 6 h
- Windhoek – Etosha: 6 h
- Windhoek – Fish River Canyon: 8 h
- Windhoek – Lüderitz: 13 h
Da werden Geschäfts- oder Dienstreisen oftmals zu Wochenausflügen. Deshalb ist es wichtig, unbedingt ausreichend Getränke, „Padfood“ (Reiseverpflegung) sowie gefüllte Benzinkanister und 2 Ersatzräder im Fahrzeug zu haben. Eine elektrische Kühltasche, die mit dem Zigarettenanzünder betrieben werden kann, ist ebenfalls eine gute Idee. Unerfahrene und leichtsinnige Touristen werden nach Pannen oft erst nach Tagen mit schwerer Dehydrierung „eingesammelt“.
Was kostet der Kraftstoff?
Er ist im Vergleich zu deutschen Preisen einfach traumhaft billig: Ihr zahlt 10 N$ pro Liter, das sind ca. 0,70 €. Aber Achtung: Die Entfernungen in Namibia, sie machen die Reisen teuer. Und noch eine Hürde: Namibische Tankstellen akzeptieren in der Regel keine Kredit- oder Debitkarten, also muss man immer genügend Bargeld dabei haben (N$ oder südafrikanische Rand, Kurs 1:1). Geldautomaten (ATM) gibt es nur in den Großstädten und Regionalzentren.
Wird euer Arbeitsplatz abseits der Nationalstraßen liegen?
Dann solltet ihr euch einen Pickup oder Ranger mit Allradantrieb („4×4-cars“) zulegen, um sicher anzukommen, besonders in der Regenzeit. Auch schlucken die etwas mehr Kraftstoff.
Zurück zum Autoatlas!
Ja, wir haben auch in Namibia ein ausgebautes Mobilfunknetz, kennen Whatsapp und die Vorzüge von Google Maps. Leider ist in den Wüstengebieten der Namib und der Kalahari kaum ein Funkturm für das Mobilfunknetz aufgestellt. Deshalb ist gutes Kartenmaterial und ein Training, wie man damit navigiert, zumindest hilfreich, wenn es auf Namibias C- und D-Straßennetz geht. Eine Notfall-Nummer sollte man trotzdem wissen: 10111 (Polizei) od. die Automobile Association of Namibia (AAN) 061/224–201 od. www.aa-namibia.com
Fast vergessen: In Namibia ist der Lenker rechts!
In Namibia gibt es wie bei uns in Großbritannien Linksverkehr. An Straßenkreuzungen gleichberechtigter Straßen gibt es zudem eine ungewohnte Regel: Wer zu erst kommt, hält an, wartet bis weitere Fahrzeuge aus anderen Richtungen anhalten und darf dann wieder als erster losfahren. Also nicht rechts vor links! Dafür gilt das aber an Kreisverkehren. Alle anderen Verkehrszeichen und -regeln werden euch bekannt vorkommen. Die Promille-Grenze liegt bei 0,5.
Polizeikontrollen und Zulassungen
Der internationale Führerschein ist Standard. Natürlich kannst du auch in Namibia die Fahrprüfung zum Erwerb des Führerscheins ablegen. Es gibt zahlreiche Fahrschulen und die NATIS ist die zuständige Behörde für Umtausch des alten in den neuen namibischen Führerschein (innerhalb weniger Tage) oder für die Prüfung (besteht aus schriftlichem und praktischem Teil). Die Kosten betragen incl. Lehrmaterial und Prüfungsgebühr insgesamt rund 3000 N$, also nicht mehr als 200 EUR. Voraussetzung ist eine gültige Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis in Namibia.
Bußgelder variieren stark. Eine Geldstrafe kann für alle möglichen Verkehrsdelikte verhängt werden, doch für Alkohol-, Geschwindigkeits- und Führerscheinkontrollen werden eigens Straßensperren aufgebaut.
Es muss immer in Fahrtrichtung auf der Beifahrerseite geparkt werden. Telefonieren am Steuer ohne Freisprecheinrichtung ist nicht erlaubt.
Gebrauchtes Auto kaufen? Gute Idee!
Es gibt dort gute Angebote in allen Fahrzeugklassen. Oftmals schon ab 3000 EUR. Deutsche Fabrikate und Allradmodelle sind deutlich teurer und sind so ab 10 bis 12.000 EUR zu erwerben. Hohe km-Zahlen auf dem Tacho sind nicht ungewöhnlich und den Entfernungen hier geschuldet, auch fährt man in Namibia deutlich lieber Automatik als Autos mit manueller Schaltung. Ich habe außerdem den Tipp bekommen, dass sich die Einfuhr von Autos aus dem Nachbarland Botswana lohnen soll (nicht verifiziert!), obwohl man an der Grenze eine (geringe) Einfuhrgebühr zahlen muss. Die Anmelde- und Zulassungsformalitäten erledigen meist die Händler. Der Abschluss einer Vollkaskoversicherung ist auf jeden Fall ratsam, weil es keine Haftpflichtversicherungspflicht gibt.
Fazit:
Jede längere Autotour erfordert eine sorgfältige Vorbereitung, nichts ist mit „Einsteigen und weg!“. Wer nicht nur in den urbanen Zentren zu tun hat, braucht ein geländegängiges Allradfahrzeug. Staus sind in Namibia völlig unbekannt, du solltest dir also beim Fahren Zeit nehmen und entspannt mit dem Auto reisen und die einzigartige Landschaft genießen. Pass auf die Tiere auf!